05.07.2009
21:52

Apartheid der Realschullobby

Wieso die bayerische Realschule einsam bleiben will

Man soll immer acht geben, dass man die Apartheid, wie es sie in Südafrika gab, nicht durch Vergleiche bagatellisiert. In diesem Fall kommt man der Wahrheit nahe: Was organisierte Realschuleltern und -lehrer in Bayern treiben ist - Schulapartheid.

In Bayern hat der Kultusminister gerade die neue Mittelschule vorgestellt, die es ab 2010 geben soll. Die Mittelschule des Freistaats wird eine hoch getunte Hauptschule sein, die einen mittleren Schulabschluss vergeben soll. Was fiel den Realschullobbyisten dazu ein?

"Eine Mittelschule kann nur zu einem Mittelschulabschluss und zu keinem wie auch immer gearteten Realschulabschluss führen." 

So äußerte sich die Landesvorsitzende der Realschuleltern, Ingrid Ritt. Die gute Frau klang sehr sehr ernst in ihrer Pressemitteilung. Vor der Kabinettssitzung mahnte sie den Ministerpräsidenten Horst Seehofer höchstpersönlich, sein Versprechen nicht zu brechen: Lassen Sie die Eigenständigkeit von Haupt- und Realschule unangestastet!

Man merkt, da werden Haupt- und Staatsaktionen verhandelt. 

Das Ziel der Realschullobby ist, die eigene Schulform von Hauptschülern frei zu halten. Das nimmt Formen an, die - pardon - an Apartheid erinnern. So gibt es formelle Kooperationen zwischen Haupt- und Realschulen, in denen sich - gut festhalten - Haupt- und Realschüler nicht begegnen dürfen! Nur in Sport und Musik und in Förderstunden ist es den beiden Gruppen erlaubt, zusammen zu lernen. Sonst nicht.

In Bayern ist es Schulen verboten, Haupt- und Realschüler in Mathe, Deutsch, Englisch etc. gemeinsam zu unterrichten.

Das ist kein Witz. Das ist ganz reale Realschulpolitik. Bayern anno 2009.

Frau Ritt hat an anderer Stelle mal vor etwas ganz schlimmen gewarnt: "Dem willkürlichen Austausch von Schülern". Sie meinte ernsthaft, die Mischung von Haupt- und Realschülern, die es nicht geben dürfe.

Wenn man Anton Huber, den Chef der Realschullehrer in Bayern, fragt, ob denn der Unterschied zwischen Haupt- und Realschule womöglich genetisch bedingt sei, dann bleibt er ganz cool. "Nein, so weit würde ich nicht gehen", sagte er pisaversteher dieser Tage. "Sonst würden ja nicht so viele Realschüler sehr erfolgreich ans Gymnasium wechseln." Was ja, genau besehen, kein Dementi ist, dass Haupt- und Realschüler genetische Unterschiede aufweisen würden.

So was, meint pisaversteher, kann man getrost als das bezeichnen, was es ist: Apartheid. Das künstliche Kreieren und Behaupten von Unterschieden zwischen Menschen - und ihre institutionelle Durchsetzung.

was pisaversteher nicht versteht:

Wer setzt eigentlich das Grundgesetz in Bayern durch?

Hintergrund: taz über das Land der 1.000 Schulen plus Kommentar

29.06.2009
21:31

Das Drama von Schulerfolg, Privatschulboom und sozialer Unwucht

Was Brandenburgs Schule ungerecht macht

Ein Gespenst geht um in Brandenburg. Es ist das Gespenst der sozialen Ungerechtigkeit in den Schulen.

Im Jahr 2000 erreichten Brandenburgs Schüler noch das mit Abstand beste Ergebnis in Sachen sozialer Abhängigkeit von Schulerfolgen. Besser als irgendwo sonst in Deutschland.

In Brandenburg war die Wahrscheinlichkeit, dass ein Akademikerkind Abitur macht, „nur“ doppelt so groß wie die eines Arbeiterkindes – bei gleicher Leistung. (Zum Vergleich: in Bayern lag der Wert beim Faktor sieben für die Uni-Kids!)

Im Jahr 2006 nun sind die märkischen Kinder schwer abgeschmiert. Pisa ermittelte, dass die Abitur-Chance für Hi-Potential-Kids inzwischen vier Mal so groß ist wie bei Arbeitergören. Damit ist Brandenburg durchgerutscht nach ganz unten. Das ungerechteste Bundesland derzeit.

Wie kömmt´s?

Es gibt drei Ansätze – raten Sie mit, welches der wahrscheinlichste ist.

1. Die sechsjährige Grundschule ist schuld

Der heimliche Hamburger Schulsenator und Chef der Bürgerinitiative „Wir wollen lernen“ Walter Scheuerl hat diese Interpretation:

„Was Brandenburg betrifft, müssen wir die Fakten zur Kenntnis nehmen:Brandenburg hat in den 90er Jahren die Grundschulzeit von 4 auf 6 Jahre verlängert . Die hiervon betroffenen Schüler haben an den PISA-Erhebungen teilgenommen. Es wurde, wie dem Abschlussbericht PISA '06 zu entnehmen ist, 'für Brandenburg ein bedeutsamer Anstieg des sozialen Gradienten von PISA 2000 nach PISA 2006 festgestellt.' (PISA 2006 in Deutschland, Prenzel et al., Waxmann 2008, S. 339f.)"

Was der Mann von der Untergrund-CDU meint, kann er auch klarer sagen: „Diese Abhängigkeit hat ausgerechnet in Brandenburg noch stark zugenommen, NACHDEM dort in den 90er-Jahren die 6-jährige Grundschule eingeführt wurde.“

Das ist die eine Interpretation. Die andere könnte so aussehen:

2. It´s the economy, stupid!

Das Land Brandenburg verzeichnet nämlich einen gewaltigen Boom an Privatschulen. Rund um Potsdam sind es mittlerweile 20 Prozent Privatschüler. Insgesamt gibt es in der Mark 158 private Schulen. In den letzten drei oder vier Jahren sind Dutzende dazu gekommen.

Privatschulen entmischen die Schülerschaft entlang wirtschaftlicher Kriterien, sagen Bildungsforscher wie Jürgen Oelkers. Weil sich nicht jeder Schulgeld leisten kann – selbst nicht relativ geringe Beträge von 50 bis 150 Euro, die es gibt. Im Grundgesetz nennt man das: Verbot von wirtschaftlicher Sonderung durch Privatschulen.

Es gibt aber noch eine andere, eine dritte Sichtweise.

3. Der Sieg der Bildungsbürger

Es könnte sein, dass die Bildungsbürger ihre Lektion gelernt haben. Zwar hat Brandenburg mit seinen Schülern seit Pisa 2000 insgesamt ordentliche Zuwächse erzielt.

Aber die steilsten Gewinne hat die so genannte obere Dienstklasse gemacht. Genauer die Kinder der Beamten, Selbständigen und Akademiker. Sie haben bei den Pisaergebnissen stark zugelegt – viel stärker als die Kinder der Facharbeiter und Ungelernten.

Also, wieso sind Brandenburgs Teenies vom Spitzenplatz der Sozialen Erfolgserwartung ans Tabellenende geplumpst?

Die Begründung von Hamburgs Walter Scheuerl klingt wenig plausibel: Denn Brandenburg hatte nie eine 4-jährige Grundschule. Insofern ist es schlicht falsch zu sagen, „Brandenburg hat in den 90er Jahren die Grundschulzeit von 4 auf 6 Jahre verlängert“. Sofort nach der Wende wurde die POS, die Polytechnische Oberschule, vielmehr von 10 auf sechs Jahre verkürzt.

Und wieso hätte diese sechsjährige Grundschule im Jahr 2000 ein Super-Sozialwert produzieren sollen? Und dann 2006 einen miserablen? Dafür gibt es keine Anhaltspunkte – zumal das WEIL und NACHDEM Walter Scheuerls keinen Sinn ergeben.

Der Privatschulboom spielt da gewiß hinein. Mehr Privatschulen, mehr soziale Verwerfung – diese Zusammenhang liegt nahe. Die Forscher des Leibniz-Instituts in Kiel prüfen derzeit auf Anfrage von pisaversteher.de den Anteil der Pirvatschüler an der jüngsten Pisastichprobe.

Der Sprecher des Brandenburger Ministeriums wiegelt indes ab. „Da sage ich mal, nein“, meint Stephan Breiding. „Denn der Boom der Privaten ist noch zu frisch. Das kommt erst später im Pisa-Prüfungsalter an.“

Die Forscher des Leibniz-Instituts hingegen klären auf. Sie haben Pisa 2006 errechnet, und sie haben dabei für Brandenburg vor allem einen Trend unter den Zuwächsen ausmachen können. Die erfolgreichste Schicht beim Gang aufs Gymnasium ist die Oberschicht. Sie konnte ihren anteiligen Zugang aufs Gymnasium auf 60 Prozent steigern – ein Zuwachs von über zehn Prozentpunkten gegenüber 2000. Alle anderen Schichten schicken zunehmend weniger Kinder aufs Gymnasium. 

Gibt es eine Entwicklung im Land, die ein solches Ergebnis plausibel macht?

Allerdings. Es findet seit kurzem ein regelrechter Run gut betuchter Leute in den Berliner Speckgürtel statt. Das ist die Potsdam Mittelmarker Region um Kleinmachnow und Teile des Havellandes. Dorthin zieht typische Gymnasialklientel, die es wichtig findet und versteht, den Nachwuchs auf die Penne zu hieven.

Wer Elternversammlungen in Kleinmachnow erlebt hat, weiß wie aggressiv und kämpferisch das Bürgertum dort Gymnasialplätze einfordert – und sich holt. „Dieser Zuzug hat die normale Brandenburger Sozialstruktur aufgebrochen“, meint Breiding.

Das Drama von Schulerfolg und sozialer Gerechtigkeit

Brandenburgs Entwicklung zeigt also das Drama von Schulerfolgen, Privatschulboom und sozialer Gerechtigkeit. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass alle Schüler besser werden. Die Zuwächse der Leseleistungen seit dem Jahr 2000 sind die zweitstärksten in Deutschland überhaupt. Das ist ein uneingeschränkt gute Botschaft.

Dennoch verweisen die Pisaforscher mit Recht darauf, dass Besserwerden allein nicht reicht. Die Schere zwischen guten und schlechten Schülern geht nämlich auf – wenn Akademikerkinder ihre Leistungen stärker verbessern als die Arbeiterkinder.

Hinzu kommt in Brandenburg, dass die bildungsbürgerlichen Schichten ihren Anteil am Gymnasium ausweiten. Die intellektuelle Oberschicht, so die Interpretation der Forscher, hat ihre Lektion aus Pisa gelernt. Das ist gut – aber es bringt das sensible Gleichgewicht der Bildungsgerechtigkeit sofort aus dem Lot, wenn im unteren Leistungssegement nicht ebenso große Erfolge erzielt werden. Und das ist nicht der Fall.

Die große Frage ist: Was passiert, wenn in Brandenburg die Privatschulen richtig loslegen? Der Anteil der Gymnasien liegt schon jetzt bei über 20 Prozent. Wenn deren Schülerzahl diesen Wert ebenfalls erreicht hat, könnte Brandenburg bald der Spitzenreiter sein: Des sozialen Ungleichgewichts von Schulerfolgen.

27.06.2009
14:11

Wie Lehrer spickmich denunzieren

Die Herren der Note

Wer wissen will, wie Lehrer drauf sein können, muss sich deren Haltung zu spickmich ansehen: Noten für Lehrer seien ein Angriff auf die Demokratie. 

"spickmich ist die schule der denunziation und keine neue kritikkultur", schreibt ein Lehrer an Pisaversteher.

Was haben Lehrer eigentlich kapiert?

Der Bundesgerichtsgerichtshof hat spickmich erlaubt und darauf hingewiesen, dass sich auch Lehrer dem demokratischen Element der Meinungsäußerung zu unterwerfen haben. Pisaversteher hat die Entscheidung in der taz beklatscht als "Meilenstein für den Schritt zu einer neuen Lernkultur."

Die Reaktionen waren wie so oft bei Lehrern - aufs tiefste beleidigt: Wer den Alleinherrscherstatus von Lehrern infrage stellt, muss sich auf was gefasst machen.

Ein Lehrer schrieb:

Mit einem gewissen Schmäh wird die "benotete" Pädagogin mit diesem Urteil zum lebenslangen Spießrutenlauf durch die Reihen der nun "frei kommunizierenden" Schüler verurteilt. Wer das für demokratisch hält, hat - trotz juristischer Titel - den Sinn unserer Verfassung nicht richtig verstanden.

Ein anderer behauptet tatsächlich,

im Alltag unserer Schulen sei "die Gauß'sche Notenverteilung schon vor Jahrzehnten beerdigt" worden."

und meint:

"LehrerInnen sind und werden schon seit Jahrzehnten (bestimmt auch in Berlin!) hervorragend ausgebildet. Kaum ein anderer Beruf hat eine solch lange und harte Ausbildung."

 

Pisaversteher kann da nur mit dem Kopf schütteln. Lehrer führen sich gern wie beleidigte Leberwürste auf. Sie sind eindeutig die Chefs im Ring, sie reden am allermeisten im Unterricht - siehe Desi-Studien -, sie verdienen im europäischen Vergleich ausgezeichnet, sie haben relativ überschaubare Arbeitszeiten - aber sie jammern bei jeder sich bietenden Gelegenheit herum.

Das spickmich-Portal bietet die Chance, das asymetrische Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern halbwegs zu korrigieren. Und schon jault die Lehrerschaft wieder auf. Wenn etwa Deutschlands Oberlehrer Josef Kraus meint, spickmich müsse verboten und stattdessen eine Kultur freundlicher Rückmeldung im Unterricht entwickelt werden, dann muss man fragen dürfen: Die Lehrer haben seit Jahrhunderten Zeit, so etwas zu entwickeln. Wieso haben sie nicht längst damit angefangen?

 

 

25.06.2009
21:58

Ein Bürgertum, das seine meritokratischen Tugenden verrät

Lieber Herr Scheuerl,

"Der Unterschied zwischen Ihnen und mir ist der: Wir wollen das Schulsystem ändern - um jedem Kind eine Chance zu geben.
Sie wollen alles so belassen, wie es ist – damit schulischer Erfolg weiter nach Stand und Geburt vergeben wird."
 

 Walter Scheuerl hat die Bürgerini "Wir wollen lernen" gegründet, um mit ihr in Hamburg gegen die Einführung einer sechs Jahre dauernden Grundschule zu agitieren. Scheuerl warf mir in einem Mailing an seinen Verteiler vor, Wasser zu predigen und Wein zu trinken. (Siehe unten) Dazu schrieb ich ihm diesen Brief:

Lieber Herr Scheuerl,

vielen Dank für Ihr mail. Ich habe mich gefreut, wieder einmal von Ihnen zu hören. Und ich habe mich zugleich gewundert.

Ich darf Sie nämlich korrigieren. Es ist falsch, dass ich wegen der Kinder aus dem Wedding weggezogen wäre. Ich, wir sind im Gegenteil schwanger dorthin gezogen. Und haben uns dann ein paar Jahre später wieder wegbewegt – aus ganz privaten Gründen, wie etwa dem Wunsch, nahe bei Freunden und Geschwistern zu sein. Sie verstehen, dass das kein Thema für eine öffentliche Talkshow ist.

Aber das: Die Qualität der Kindergärten und Schulen im Wedding. Nein, Frank Plasberg hat mich nicht etwa überführt oder verhört oder dergleichen. Was Ihnen wie eine investigative Meisterleistung dünkt, hatten wir ganz unaufgeregt in einem redaktionellen Vorgespräch erörtert. Was Sie als Sensation feiern, habe ich vor über 2 Millionen Fernsehzuschauern gesagt:

Ich würde nicht wollen, dass "mein Sohn der einzige native speaker seiner Lerngruppe ist".

Und ich kann auch niemandem raten, sein Kind in jene "differenziellen Lernmilieus" (Jürgen Baumert) zu stecken, die durch eine unkluge Integrations- und Stadtteilpolitik sowie eine verfehlte schulische Struktur künstlich erzeugt werden.

Ich frage mich, ehrlich gesagt, wieso ausgerechnet Sie meinen Satz skandalisieren? Sie klagen an, ich dürfe das nicht tun, weil ich eine grundlegende Schulreform propagierte.

Ja, ich plädiere politisch für eine radikale Schulreform, die allen Kindern die gleichen Chancen einräumt. Warum sollte ich im privaten meine eigenen Kinder davon ausnehmen?

Ich glaube, hier liegt der Unterschied zwischen Ihnen und mir. Er steht prototypisch für die Differenz zwischen vorsichtigen, aber entschlossenen Reformern – und einem Bürgertum, das Verrat an seinen meritokratischen Tugenden begeht:

Wir wollen das Schulsystem ändern - um jedem Kind eine Chance zu geben und dem Land eine Zukunft.
Sie wollen alles so belassen, wie es ist – damit schulischer Erfolg weiter nach Stand und Geburt vergeben wird.

Sie treten damit (wie übrigens Herr Schindler in Berlin auch) aktiv gegen eine demokratische und gerechte Schule auf. Das sei Ihnen unbenommen. Für Ihre eigene Untätigkeit aber wollen Sie nun andere in Haft nehmen: Wir sollen unsere Kinder in jene Chaosschulen stecken, für deren Erhalt Sie mit Verve in der Öffentlichkeit auftreten.

Verstehe ich Sie richtig, Herr Scheuerl: Sie kämpfen wie ein tapferer Held für den Erhalt schlechter Schulen – und verlangen von mir, dass ich meine Kinder dorthin schicke?

Wenn wieder einmal Fragen auftauchen sollten, dann kehren Sie gerne zu unserer und der guten Praxis des gepflegten Argumentierens zurück. Fragen Sie Ihre Fragen und warten Sie die Antworten ab – gerne auch im direkten Gespräch.

Mit besten Grüßen

Christian Füller

Das Mailing von Scheuerl an seine Hamburger Ini und Interessierte sah so aus:

Liebe Hamburgerinnen und Hamburger,
liebe Eltern und Großeltern, liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Schulleitungen, liebe Lehrkräfte,

die Sendung "Hart aber fair" vom 17.6.2009, die sich mit dem Thema Frühförderung schon im Kindergartenalter beschäftigt, ist jetzt online:

ARD v. 17.6.2009: Hart aber fair - Zweiklassengesellschaft schon im Kindergarten?
http://www.wdr.de/themen/global/webmedia/webtv/getwebtv.phtml?p=4&b=229

Interessant ist darin unter anderem das Selbstbekenntnis des taz-Redakteurs Christian Füller, der noch wenige Tage zuvor in seinem Artikel bei SPIEGEL-Online unter der Überschrift: "My Kind first - Wie Eltern gute Schulen verhindern" abwegige klassenkämpferische Thesen vertreten hat (Auszug: "Sie wollen gute Schulen und eine gerechte Gesellschaft - aber nur, wenn's dem eigenen Kind nützt. Eltern sind die größten Bremser im Schulsystem. Sie bekämpfen erbittert Reformen und grenzen sich nach unten hin ab: bloß keinen Kontakt zur Unterschicht."; hier geht's zum Füller-Artikel: http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,627628,00.html).

Nach seinem Selbstbekenntnis in der Sendung 'Hart aber fair' muss sich taz-Redakteur Füller jetzt vor allem an die eigene Nase fassen: Moderator Frank Plasberg spricht Füller in der Sendung 'Hart aber fair' darauf an, dass Füller aus Wedding weggezogen und zum Prenzlauer Berg umgezogen ist, damit seine Kinder nicht in die Kitas und Schulen in Wedding gehen müssen. Füller räumt daraufhin (zu sehen ab Sendeminute 62:10) ein: 

Zitat Christian Füller:

"Wenn ich eine politische Meinung vertrete, dann kann ich doch nicht meinen Sohn zum Experiment machen und sagen: OK, weil ich 'ne politische Meinung hab', gehst Du in 'ne 100-Prozent-Zuwanderer-Kita."

Christian Füller, ein weiterer Prediger, der Wasser predigt und Wein trinkt?

Herr Füller, der auf Podiumsdiskussionen dazu neigt, gegen die Unterstützer der Volksinitiative "Wir wollen lernen!" zu wettern, sollte sich einfach einmal in die Lage Hamburger Eltern versetzen: Dann wird er verstehen, weshalb die Hamburger Eltern sich dafür einsetzen, die Hamburger Schulen, Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Schulleitungen nicht zum parteipolitischen Experimentierkasten zu machen. In keinem Hamburger Stadtteil und in keiner Hamburger Schule wird sich an den sozialen Verhältnissen dadurch etwas zum Positiven ändern, dass die Klassen 5 und 6 den Grundschulen angegliedert werden und das Elternwahlrecht abgeschafft wird.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen sehr guten Start in die Woche!

Herzliche Grüße,
Walter Scheuerl

24.06.2009
09:14

Der Oberlehrer Kraus

Mister Zensor zweifelt am Notensystem

 

Das ist mal eine NACHRICHT: Deutschlands Oberlehrer Josef Kraus ist gegen Noten! Der Gymnasialllehrer und -rektor aus Landshut hat sich vehement dagegen ausgesprochen, 

an Schulen "beliebig manipulierbare Urteile zu vergeben - denn sie sind überhaupt nicht hilfreich". 

Kraus will jetzt den ganz großen Coup landen - und das Notenwesen vor die allerletzte Instanz zerren:

"Es ist zu hoffen, dass diese Angelegenheit noch beim Bundesverfassungsgericht landet."

Das würde bedeuten: Nach den Kopfnoten in NRW beginnt die Nation nun die Noten an sich in Zweifel zu ziehen. Das ist ein guter Tag für Deutschland.

P.S. Josef Kraus ist Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, der vier Mitglieder hat: Philologenverband, Realschullehrerverband, Berufsschullehrerverband, Lehrer an Wrtschaftsschulen.

P.S. II Gerade haben wir die Pressemeldung nochmal gelesen - Josef Kraus meint die Noten für Lehrer. Klar, die Noten für die Schüler braucht er, um die deutsche Ausleseschule weiter betreiben zu können

Was Pisaversteher von den Noten für die Lehrer hält: Ein Schritt zu einer neuen Lernkultur, taz-Kommentar

pisaversteher.de